Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt für Südafrika an: Jeden Tag infizieren sich neu etwa 1.800 Personen, vor allem junge Menschen; bis der Virus zum Ausbruch kommt, kann es 5–10 Jahre dauern – d.h. so sterben viele Menschen zwischen 20 und 30, oft haben sie schon Kinder, und hinterlassen ihre eigenen Kinder als Waisen. In Natal gibt es viele Kinderhaushalte, wo ein noch unmündiges Kind Haushaltsvorstand für seine jüngeren Geschwister sein muss.
Im Industriegebiet von Mandeni ca. 100 km nördlich von Durban ist in mehreren Fabriken ein HIV-Bluttest gemacht worden vom Direktor bis zum Arbeiter. Dabei stellte sich heraus: 88 % der Untersuchten waren HIV-positiv.
In Natal ist die AIDS-Rate z.Z. höher als in andern Provinzen. In der Limpopo Provinz in Botlokwa sagte eine Krankenschwester: von 57 schwangeren Frauen waren 33 % HIV-positiv (Juni 2003). Bei 87 % der Infektionen wird der Virus durch Geschlechtsverkehr übertragen.
- Im Norden und Osten ist es noch schwierig, überhaupt AIDS-Kranke zu finden. Denn Ärzte und Schwestern haben Schweigepflicht, und die Regierung möchte die Kranken vor möglicher Diskriminierung dadurch schützen, dass sie empfiehlt: sie sollen über ihren Krankheitsstatus nicht reden, sie müssen sich nicht als HIV-Infizierte offenbaren. Wenn sie sich nicht selbst melden, müssen Kranke "gesucht" werden, damit ihnen und ihren Angehörigen geholfen werden kann.
- Die Arbeit des Informationszentrums der ev. luth. Nord-Diözese in Kratzenstein, bei dessen Eröffnung am 20.7. ich ein Grusswort sagen durfte, besteht anfangs darin, Freiwillige Helfer (volunteers) auszubilden, die in die Aussengemeinden der alten Missionsstation gehen und alle Kranken besuchen und Menschen mit AIDS-Symptomen in das Zentrum einladen, wo zunächst einige Betten für erwachsene Kranke und Kinder bereitstehen.
Während Bischof Molefe das Informationszentrum einweiht, kochen die Frauen das Essen für die vielen Gäste.
- Die katholische "Bruderschaft des Seligen Gerhard" bei Mandeni/Natal (Malteserorden) arbeitet mit Helfern aus allen Konfessionen und Religionen zusammen und "befähigt Menschen, sich selbst und ihren kranken Angehörigen zu helfen." Sie lädt die Angehörigen zu Wochenkursen in ihr Pflege-, Sozial- und Hospiz-Zentrum ein. Sie geben AIDS-Kranken und AIDS-Waisen "ein liebendes Zuhause".
- Mit meiner Nichte Donate Griffioen besuchte ich in Johannesburg ein kleineres Waisenhaus und das Mutter-Theresa-Heim, das Waisenkinder und sterbende Erwachsene liebevoll begleitet und pflegt.
- Es gibt für südafrikanische Verhältnisse immer noch zu teure antiretrovirale Medikamente (90–100 Euro mtl.), die ein Leben lang genommen werden müssen. Die können sich nur die Gutverdienenden leisten. Die Regierung weigert sich bislang, billigere Medikamente zuzulassen, die z.B. von der Firma Boehringer umsonst für Schwangere angeboten werden.
- Voraussetzung ist, dass die Menschen bereit sind, wiederholt einen HIV-Test machen zu lassen. Viele fürchten sich davor und lassen ihn nicht vornehmen oder holen sich das Ergebnis gar nicht ab. Begründung: "sterben muss ich sowieso; dann ist es besser, ich weiss es nicht." Wenn sie das Ergebnis wissen möchten, bekommen sie eine Beratung, wie sie mit der Krankheit leben können.
- Es gibt schon in den politischen Gemeinden Gruppen von Volunteers (Freiwilligen), die in Häuslicher Krankenpflege (Home Based Care) ausgebildet sind. In den Kirchengemeinden sollten auch solche Ausbildungskurse (wie zentral am AIDS-Zentrum in Kratzenstein) stattfinden: Damit Selbsthilfegruppen für AIDS-Kranke entstehen, sollten zusätzlich Gemeindeglieder zu Laienberatern (Lay Counsellors) ausgebildet werden.
- Wegen der sehr hohen Arbeitslosigkeit und Armut müssen Verdienstmöglichkeiten geschaffen werden. Darum habe ich 7 Selbsthilfeprojekte zur Gewinnung von Einkommen für HIV-Infizierte oder andere diakonische Zwecke mit Hilfe von Spenden auf den Weg gebracht. Weitere müssten folgen.
- Es geht in der AIDS-Bekämpfung
- um Offenheit und Ehrlichkeit im Umgang mit der Krankheit – das Schweigen darüber muss gebrochen werden;
- um die Vision eines liebenden Vaters, der uns Leben mitten im Tod schenkt;
- um die Überwindung der Angst, die nur aus Glauben und nicht allein durch Information überwunden wird;
- um einen sachlichen Umgang mit HIV/AIDS, die als eine Infektionskrankheit wie andere Krankheiten auch gesehen werden sollte.
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